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Eine Uferpromenade, neue Verkehrsführung, private Investoren: So soll sich das Rheinufer Ost bis in zwölf Jahren verändern

13.06.2024

Das Gaswerkareal kann fast vollständig neu überbaut werden: Stadträtin Katrin Bernath mit Stadtratskollege Daniel Preisig (l.), dem Immobilienverantwortlichen der Stadt Florian Keller (2.v.l.) und Stadtplaner Marcel. Bild: Melanie Duchene

Die Stadt Schaffhausen legt dem Parlament einen Plan vor, wie sich der Abschnitt zwischen Schifflände und Lindli am Rheinufer entwickeln soll. Zentral ist das Gaswerkareal, wo Wohnungen und vielleicht ein Hotel entstehen sollen. Das Volk kann nur einmal Ja oder Nein sagen. Mark Liebenberg

 

In acht Teilschritten soll in den kommenden gut zwölf Jahren der Anstoss der Stadt Schaffhausen ans östliche Rheinufer entwickelt werden. Dort, wo seit grauer Vorzeit die östliche Stadtausfahrt in Richtung Büsingen verläuft, soll eine verkehrsfreie Uferpromenade entstehen. Aber nicht nur.

Bekannte Eckpunkte in neuer Detailschärfe und ganz neue Elemente hat die Stadt gestern vorgestellt. «Schaffhausen näher an den Rhein zu bringen, ist der grosse Wunsch vieler Stadtbewohner», sagte die Baureferentin, Stadträtin Kathrin Bernath (GLP). Der jetzige Entwicklungsplan stützt sich auf diverse Vorstudien und die Mitwirkung von Anspruchsgruppen in einer öffentlichen Konsultation. Neu zum bereits vor einem Jahr vorgelegten Synthesebericht seien weitere Elemente dazugekommen, wie einvernehmliche Lösungen mit Grundeigentümern, eine Einigung mit den im Salzstadelgebäude eingemieteten Wassersportvereinen, Anforderungen bezüglich Biodiversität und stadträtlichen Vorgaben bezüglich gemeinnützigen Wohnungen auf dem Gaswerkareal. Bernath zeigt sich zufrieden, dass die diversen Vorarbeiten jetzt in ein Gesamtpaket gemündet sind. «Ich gebe die Vorlage mit gutem Gefühl ins Parlament. Das ist eine grosse Chance für die Stadt.»

Vorgesehen ist ein stark etappiertes Verfahren.

Acht Teilprojekte bis 2032

Dreh- und Angelpunkt ist die Befreiung des Uferabschnittes vom motorisierten Durchgangsverkehr. Aus acht Varianten hat sich eine neue Verkehrsführung stadtauswärts via Buchthalerstrasse und einer neuen Verbindungsstrasse durch das Gaswerkareal als beste erwiesen. Dabei habe man, so Stadtplaner Marcel Angele, auch sehr grundsätzliche Überlegungen gemacht. «Baut man heute noch neue Strassen oder versucht man mit denen auszukommen, die es hat?» Tatsache ist, es bleibt eng: Die neue Verbindungsstrasse, die hinter der ikonischen Gaskugel hinauf auf die Buchthalerstrasse führt, muss auch Gelenkbusse fassen können, und um sie quartierverträglich zu machen, werde man wohl um Tempo 30 nicht herumkommen.

Das 16'000 Quadratmeter grosse Gaswerkareal soll mit Auflagen an einen privaten Investor im Baurecht abgegeben werden. Abgesehen von einigen denkmalgeschützten Bauten und dem Raum, den die Verbindungsstrasse einnimmt, kann das heute als Werkhof benutzte Gelände komplett neu überbaut werden.


Ein Hotel auf dem Gaswerkareal?

Die Stadt wird dort einen angemessenen Anteil an gemeinnützigen Wohnungen vorschreiben. «Realistisch ist, dass zwei Baurechtsnehmer gemeinsam das Areal aus einer Hand entwickeln, ein Renditeorientierter und ein Gemeinnütziger», sagt der Finanzreferent Daniel Preisig (SVP). Es muss ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden. «Ob auch Beherbergungsinfrastruktur, also ein Rheinhotel, dort entstehen kann, muss eine Potenzialstudie zuerst klären», sagt Preisig. Zeitplan: Wohl erst ab 2033. «Teile des Areals sollen nach dem Wegzug der SH Power in den neuen Werkhof im Schweizersbild für acht Jahre einer Zwischennutzung zugeführt werden», sagt Preisig.

Zwischennutzer sind zwei schon bekannt: Der Pontonierverein und die Kanusportler, die heute im Salzstadel untergebracht sind. Das historische Salzlager muss saniert werden, was circa Mitte 2030 abgeschlossen sein dürfte. Danach soll ein Teil des Baus, und zwar jener zur Stadt hin, für ein Gastroangebot verpachtet werden. Dies nur drei Jahre, nachdem das Volk der Stadt in einer Abstimmung verboten hatte, dort selber einen Restaurantneubau («Gassa») zu errichten. Preisig: «Man kann das damalige Nein nicht so interpretieren, dass es an diesem Abschnitt keinerlei gastronomische Nutzung geben darf.» Mit den Sommer-Pop-ups auf dem Parkplatz vor dem Salzstadel habe man ja jetzt schon mehrere Sommer positive Erfahrungen gemacht.
 

Neuer Bau hinter der «Sommerlust»

Dieser Parkplatz soll zum Mini-Park werden, als Ersatz für die Reisebusse soll wiederum in einem Public-Private-Venture gesorgt werden: Beim Fischerhäuserplatz will die Stadt das Grundstück zwischen Fischerhäuser- und Buchthalerstrasse durch einen privaten Baurechtsnehmer überbauen lassen – im Erdgeschoss würde die Stadt als Stockwerkeigentümer ein Reisebusparking erstellen. Darüber sollen Wohnungen und Büros entstehen. Baubeginn etwa ab Mitte 2030.

Ebenfalls im Baurecht soll hinter der «Sommerlust» ein Wohn- und Parkhaus «Rosental» entstehen, das die 80 Parkplätze vor dem Restaurant ersetzt. Die Zufahrt wäre dann neu von der Buchthalerstrasse her. Der Schauweckergutpark wird also zur Sommerlust hin vergrössert und bis ans Ufer gezogen, sobald der Abschnitt verkehrsfrei ist. Östlich vom Park weg führt sodann entlang der heutigen Rheinhaldenstrasse ein eigentliches Herzstück der Aufwertung, die breite Uferpromenade bis zur Höhe Gaswerk, wo sich in östlicher Richtung das Lindli anschliesst.

Doch auch weiter stadteinwärts soll es mehr Platz geben für Fussgänger und Velos: Zwischen Salzstadel und Freiem Platz soll das Rheinquai deutlich verbreitert werden mit einem Ufersteg. Dieses Projekt könnte schon früher realisiert werden, laut Plan ab Mitte 2028.
 

Volk kann nur einmal mitreden

Die Grobkosten der öffentlichen Hand werden neu auf 35 Millionen Franken geschätzt, bisher war man von 15 Millionen ausgegangen. Weil Bund und Kanton Teile mitfinanzieren, macht das für die Stadt neu 22 Millionen aus. «Das ist günstig im Vergleich mit dem, was durch die Entwicklung der privaten Baurechtsparzellen an Investitionen ausgelöst wird», sagt Preisig. Die Stadt rechnet dort mit einem dreistelligen Millionenbetrag.

«Weil es komplexe Abhängigkeiten gibt, beantragt der Stadtrat, zunächst eine Grundsatzabstimmung durchzuführen und per Verordnung gleichzeitig alle notwendigen Entscheide an den Grossen Stadtrat zu delegieren», erklärte Bernath. Damit will die Stadt das Umsetzungsrisiko minimieren und für die Baurechtsnehmer die Planungssicherheit erhöhen. Das heisst aber auch, das Volk kann nur am Anfang mitreden, danach entscheidet das Stadtparlament abschliessend. Das ganze Paket kommt jetzt als Vorlage ins Parlament, und zwar als Gegenvorschlag zu einer FDP-Volksinitiative zum gleichen Thema. Mit einer Volksabstimmung ist in der ersten Hälfte 2025 zu rechnen.
 

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